Unter Kastration versteht man die Ausschaltung der Keimdrüsenfunktion. Beim männlichen Tier bedeutet dies die Ausschaltung der Hodenfunktion, beim weiblichen Tier der Eierstocks-Funktion. Die Kastration kann hormonell oder chirurgisch erfolgen und verhindert damit nicht nur die Fortpflanzung, sondern auch die Wirkung, der von den Keimdrüsen produzierten Sexualhormone. Generell gilt es Vor- und Nachteile einer Kastration, sowie den Kastrationszeitpunkt individuell für jedes Tier und jede Haltungssituation abzuschätzen.
Nebenwirkungen
Bei Hündinnen und Kätzinnen birgt die hormonelle Kastration einige unerwünschte Nebenwirkungen wie erhöhte Risiken für Brustkrebs, Gebärmutterveränderungen, Diabetes, Morbus Addison oder Akromegalie. Bei Zuchttieren wird generell von hormonellen Kastrationen abgeraten.
Alternativen und Besonderes
Neuere Präparate wie GnRH-Depotagonisten stellen heute eine gute Alternative zur hormonellen «Probekastration» dar und werden bei Zuchtkatern und -kätzinnen zulassungsüberschreitend häufig eingesetzt.
Bei älteren Hündinnen und Kätzinnen (>4-5 Jahre), Tieren, die zuvor Hormonbehandlungen zur Unterdrückung der Läufigkeit / Rolligkeit erhalten haben, oder bei Tieren mit Gebärmutterveränderungen wird bei der Kastration empfohlen die Gebärmutter mit zu entfernen. In allen übrigen Fällen werden lediglich die Eierstöcke entfernt, zumal die Operationsmethode deutlich weniger invasiv ist.
Bei der Hündin tragen mehrere Punkte zum Entscheid über eine Kastration und deren Zeitpunkt bei. Neben einer gewissen Haltungserleichterung hat die Kastration einen positiven Einfluss auf das Brustkrebsrisiko, den häufigsten bösartigen Tumor der Hündin. Eine Kastration vor der 1. Läufigkeit reduziert das Risiko massiv, während eine Kastration vor der 2. Läufigkeit das Risiko noch deutlich zu senken vermag. Auf gewisse andere Tumorarten, die jedoch deutlich seltener auftreten, scheint die Kastration einen nachteiligen Effekt zu zeigen und das Risiko leicht zur erhöhen. Bei Rottweilern, die häufiger an Knochenkrebs leiden als andere Hunderassen, sollte daher eine Kastration wohl überlegt sein. Eine beschriebene Risikoerhöhung von Kreuzbandrissen bei kastrierten Hunden sollte im Zusammenhang mit dem höheren Übergewichtsrisiko betrachtet werden. Die Harninkontinenz stellt die häufigste Nebenwirkung der Kastration dar. Rassen über 20kg Körpergewicht weisen ein erhöhtes Risiko auf inkontinent zu werden, wobei Rassen wie Boxer, Dobermann, Riesenschnauzer, Rottweiler, Rhodesian Ridgeback und Bobtail deutlich häufiger vertreten sind. Eine vorpubertäre Kastration scheint das Risiko der Harninkontinenz zu reduzieren, wobei die Inkontinenz von frühkastrierten Hündinnen häufig stärker ausfällt, als die, spät kastrierter Hündinnen. Von kastrationsbedingten Fellveränderungen sind überwiegend Langhaarrassen mit seidigem oder glänzendem Deckhaar oder Hunde mit sehr dichter Unterwolle betroffen, wo die Kämmbarkeit deutlich reduziert wird. Bei Kurzhaarrassen kann vereinzelt eine saisonale Haarlosigkeit in den Flanken beobachtet werden. Verhaltenstechnisch verspricht die Kastration der Hündin nur dann eine Verbesserung, wenn das unerwünschte Verhalten in direktem Zusammenhang mit der Läufigkeit oder der Scheinträchtigkeit auftritt. In den übrigen Fällen beobachtet man leider häufig eine Verstärkung aggressiven Verhaltens oder die Beibehaltung unsicheren Verhaltens durch die Kastration. Bei unsicheren Hunden und Arbeitshunden wird deshalb eine Kastration zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit empfohlen, zumal sich die erste Läufigkeit meist positiv auf die Entwicklung des Verhaltens auswirkt.
Beim gesunden Rüden hat die Kastration unabhängig vom Kastrationsalter keine deutlichen medizinischen Vorteile. Rüden sollten immer zuerst chemisch kastriert werden, um besser abschätzen zu können, wie sich der Rüde im kastrierten Zustand präsentiert.
Bei der Kätzin wie beim Kater empfiehlt sich grundsätzlich eine vorpubertäre Kastration. Das Erkrankungsrisiko sinkt generell, solange eine übermässige Gewichtszunahme verhindert wird. Frühkastrierte Kater verhalten sich zutraulicher und markieren weniger häufig. Die Kastration der Kätzin verhindert eine unerwünschte Fortpflanzung und reduziert das Risiko von Brustkrebs, dem dritthäufigsten bösartigen Tumor der Katze, wesentlich, insofern die Kastration bis zum vollendeten 1. Lebensjahr vorgenommen wird.